Singen, Spielen und Tanzen hinter Klostermauern

Die vielfältigen Erscheinungsformen des barocken Ordenstheaters im deutschen Südwesten stellt der Musikhistoriker Dr. Michael Bißwanger am Montag, dem 7. November im Staatsarchiv Sigmaringen vor. Der Vortrag, eine Gemeinschaftsveranstaltung des Hohenzollerischen Geschichtsvereins und der Abteilung Staatsarchiv Sigmaringen des Landesarchivs Baden-Württemberg, beginnt um 20 Uhr.

In den Klöstern und Ordenskollegien erlebte kurz vor ihrer Auflösung im Zuge der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts das kulturelle Leben noch eine letzte Blüte. Neben dem liturgischen Gebrauch kam die Musik vor allem im Theater zum Einsatz. Jedes Kloster praktizierte vielfältige Theaterformen. Höhepunkte waren Aufführungen am Schuljahresende, aber auch zu besonderen kalendarischen und internen Anlässen, wie hohe Besuche, wurde Theater gespielt. Mit seinen in oberschwäbischer Mundart verfassten Beiträgen zu verschiedenen Theateranlässen wirkte der Marchtaler Chorherr Sebastian Sailer weit über sein eigenes Stift hinaus. Seine Stücke, in denen die Musik eine wichtige Rolle spielte, zeigen, wie sehr Humor und Derbheit Einzug in das Klostertheater fanden. Grundsätzlich andere Akzente setzten die Piaristen und die Jesuiten, deren Aktivitäten auf dem Gebiet des Musiktheaters in Rastatt und Mannheim eine von allen anderen Orden vollkommen differente Ausrichtung und Zielsetzung aufwiesen.

Der Referent Michael Bißwanger studierte Musikwissenschaft und Geschichte in Tübingen und der Musikologie in Graz. In seiner Masterarbeit ging er den Einflüssen des Wiener Volkstheaters auf die Wiener Operette nach. 2021 promovierte er über Kloster- und Ordenstheater im südwestdeutschen Raum im 18. Jahrhundert. Er hat einen Lehrauftrag an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim.